Ich brauche einen Raum, in dem ich mich verlieren darf, ohne mich zu verlieren.
Wir leben in einer Welt, die Stärke bewundert. Selbstbeherrschung, Disziplin, Souveränität – all das gilt als Zeichen von Reife. Doch diese Definition von Stärke ist oft nur ein Konstrukt, das auf Leistung basiert. Auf Funktion. Auf Kontrolle. Aber ist das wirklich Stärke? Oder ist es nur eine Maske, die wir tragen, weil wir glauben, dass wir sonst nicht genug sind?
Was ist mit der anderen Seite von Stärke – mit der stillen, der weichen, der fühlenden? Mit der Kraft, sich selbst zu zeigen, ohne Fassade. Mit der Fähigkeit, nicht alles im Griff zu haben – und es trotzdem auszuhalten. Wahre Stärke beginnt für mich dort, wo wir aufhören, etwas darstellen zu wollen. Wo wir aufhören, zu tun – und beginnen, zu sein.
In Wahrheit beginnt Nähe dort, wo Stärke aufhört. Wo wir uns zeigen, ohne Maske. Wo wir zittern dürfen, weich werden, uns verlieren – ohne etwas leisten zu müssen. In der Sexualität ist dieser Punkt nicht Schwäche. Er ist Hingabe. Und Hingabe ist vielleicht die ehrlichste Form von Stärke, die es gibt.
Die Illusion von Kontrolle
Viele von uns haben gelernt, dass Kontrolle Sicherheit bedeutet. Auch in der Intimität. Wir wollen wissen, was als Nächstes geschieht, wollen uns selbst im Griff haben – auch unsere Lust, unsere Geräusche, unsere Emotionen.
Aber Lust kennt keine Ordnung. Sie ist wild, unberechenbar, fließend. Und in dem Moment, in dem wir sie kontrollieren, schneiden wir uns von ihrer Tiefe ab. Wahre Verbindung entsteht dort, wo Kontrolle weich wird. Wo du nicht mehr steuerst, sondern spürst.
Ich versuche Kontrolle zu behalten, wenn ich spüre, dass meine Partnerin mich in einem bestimmten Moment emotional nicht halten kann. Das hat nichts mit Überlegenheit zu tun, sondern mit Rücksicht. Ich spüre sehr genau, wann mein Ausdruck, meine Gefühle oder meine Lust zu intensiv für den gegenwärtigen Raum sein könnten. Und dann wähle ich bewusst Zurückhaltung – nicht aus Angst, sondern aus Liebe.
Denn für mich ist emotionale Verantwortung nicht nur, sich selbst zu fühlen, sondern auch die Wirkung auf den anderen mit einzubeziehen. Ich würde niemals etwas sagen oder tun, von dem ich im Innersten spüre, dass es gerade nicht gehalten werden kann. Das hat nichts mit Stärke zu tun, sondern mit Verbindung. Mit Achtung. Mit einem tiefen Wunsch nach echter Begegnung.
Ich glaube, dass jedes Mal, wenn wir über jemanden hinweggehen – sei es aus Druck, aus Lust oder aus Ego – ein feines Band reißt. Und genau diese Bänder sind es, die Vertrauen aufbauen. Deshalb halte ich manchmal inne. Und hoffe, dass irgendwann eine Frau an meiner Seite ist, die nicht an meiner Zurückhaltung zweifelt – sondern sie als Einladung sieht, gemeinsam einen Raum zu erschaffen, in dem Kontrolle keine Rolle mehr spielt, weil Vertrauen größer geworden ist als jede Angst.
Weichheit ist kein Mangel

Nicht laut. Nicht dramatisch. Nur ehrlich. Ich bin nicht hier, um dich zu verändern. Ich bin hier, um dich zurück zu dir zu führen. Wenn du fühlst, dass es Zeit ist – dann komm hierher: Wer ist Maik Thomas
Weich zu sein heißt nicht, schwach zu sein. Es heißt, fühlend zu sein. Es bedeutet, nicht gegen dich zu kämpfen, wenn du Tränen in den Augen hast. Wenn dein Körper zittert. Wenn du spürst, dass du gehalten werden willst – und nicht immer der oder die bist, die hält.
Gerade in der Sexualität kann dieser Wunsch nach Gehaltensein ein tiefer Ausdruck von Vertrauen sein. Von Authentizität. Und wenn beide Partner das zulassen – dann entsteht keine Schieflage. Sondern ein Raum, in dem Stärke ganz neu definiert wird.
Ich habe mir selbst immer schon erlaubt, weich zu sein. Nicht aus einem Mangel heraus, sondern aus einer tiefen inneren Wahrheit. Diese Seite in mir ist romantisch, liebevoll, achtsam – und sie zeigt sich besonders in der Sexualität auf eine fast meditative Art. Extrem langsam, tief verbunden, oft still, manchmal überwältigend zart. In mir wohnen beide Pole – der kraftvolle, führende Mann und der zutiefst weiche, sich hingebende Liebende. Und manchmal verschmelzen sie in einem einzigen Moment. Doch ich habe erlebt, dass nicht jede Frau mit dieser Tiefe umgehen kann. Manche sehen darin Unsicherheit, Schwäche oder sogar Kontrollverlust. Doch das ist es nicht. Es ist mein Sein. Es ist mein größter Ausdruck von Vertrauen. Und genau deshalb weiß ich heute, dass ich diesen Teil niemals mehr zurückhalten darf. Denn wenn ich ihn unterdrücke, verrate ich mich selbst.
Hingabe braucht Mut
Sich fallen zu lassen ist ein radikaler Akt. Du gibst Kontrolle auf, Schutz auf, vielleicht auch dein Bild von dir selbst. Aber genau das macht Hingabe so tief. Du öffnest dich – nicht weil du dich verlieren willst, sondern weil du bereit bist, dich zu zeigen. So, wie du bist.
Viele Menschen sehnen sich nach genau dieser Erfahrung. Und gleichzeitig vermeiden sie sie. Denn Hingabe ist kein gespieltes Fallen. Sie ist echt. Und das bedeutet, dass du spürst, wie verletzlich du bist – und dich trotzdem zeigst.
In meiner letzten sexuellen Begegnung durfte ich etwas spüren, das ich lange vermisst hatte – eine Hingabe, die nicht ins Außen strebte, nicht nach Form oder Ziel suchte, sondern sich ganz dem inneren Moment überließ. Kein Streben, kein Konzept, kein Wollen – nur reines, tiefes, atmendes Sein. Ich habe mich nicht gehalten – nicht im Blick, nicht im Rhythmus, nicht in der Kontrolle. Und gerade dadurch entstand eine Tiefe, die nicht planbar war. Mein Zeitgefühl löste sich auf. Mein Denken verstummte. Es war, als wäre ich in einen Raum eingetreten, der jenseits von Ziel und Leistung liegt. Wir haben uns nicht berührt, um zu lieben – wir waren Liebe, ohne es zu benennen. Diese Erfahrung hat in mir etwas verschoben. Sie hat mir gezeigt, dass Hingabe kein Zustand ist, den man erreicht – sondern ein Moment, in dem man aufhört, sich zu verteidigen. Und ich habe gespürt, wie sehr ich genau danach lebe: nach diesem Moment, der nicht erkämpft werden kann, sondern geschehen will. Und diesen findet man nicht in flüchtigen, schnellen und oberflächlichen Begegnungen – sondern nur dort, wo zwei Menschen bereit sind, sich einander wirklich zuzumuten. Mit allem, was sie sind. Mit ihrer Angst. Ihrer Lust. Ihrer Vergangenheit. Ihrer Sehnsucht. Und genau dort beginnt das, was ich echte Liebe nenne.
Du darfst gehalten werden
Du musst nicht immer der Starke sein. Nicht immer der Souveräne. Nicht immer der, der weiß, was zu tun ist. Auch du darfst zittern. Dich anlehnen. Leise sein. Du darfst dich in den Armen eines Menschen verlieren, ohne dich selbst zu verlieren. Das ist keine Schwäche. Das ist Heilung.
Gerade für Männer – aber auch für viele starke Frauen – ist das eine ungewohnte Erfahrung. Aber genau sie kann Sexualität transformieren: von einem Akt der Leistung zu einem Raum von tiefer Verbindung. Denn gehalten zu werden ist nicht das Gegenteil von Geben. Es ist Teil desselben Kreises.
Für mich ist eine Beziehung ohne völlige Maskenfreiheit und komplette Hingabe nicht nur wünschenswert – sie ist die einzige Form, die für mich noch infrage kommt. Mein Bedürfnis nach Tiefe, nach Echtheit, nach völliger Durchlässigkeit ist nicht verhandelbar. Ich habe zu lange in Systemen gelebt, in denen ich mich selbst sabotiert habe – aus Anpassung, aus Angst, aus falscher Loyalität. Aber in der Tiefe weiß ich heute: Ich brauche einen Raum, in dem ich mich verlieren darf, ohne mich zu verlieren. Einen Raum, in dem ich gehalten werde – nicht, weil ich schwach bin, sondern weil ich bereit bin, alles zu zeigen.
Ich sehne mich nach einer Verbindung, in der wir beide wissen: Unsere Wahrheit ist der höchste Wert. Und genau deshalb braucht es Mut – den Mut, nicht weniger zu wollen, nicht weniger zu leben. Ich wünsche mir eine Frau, die sich ebenso zeigen will. Unverstellt. Wahr. Nackt – nicht nur körperlich, sondern seelisch. Und ich weiß heute: Alles andere wäre ein Rückschritt. Und das ist ausgeschlossen. Und für mich zählt hier genau das, was in allen anderen Bereichen meines Lebens zur tiefsten Wahrheit geworden ist: Komm, wie du bist. Nicht perfekt. Nicht glatt. Nicht angepasst. Sondern roh, fühlend, ehrlich. Denn ich möchte niemanden formen. Ich möchte dich empfangen – so, wie du wirklich bist. Und ich verspreche: Wenn du es wagst, dich so zu zeigen, wirst du in mir keinen Richter finden. Sondern einen Mann, der genau in diesem Moment weiß: Jetzt beginnt echte Nähe.