Die Vergangenheit ist nicht das, was dich festhält – sie ist das, woran du dich rückverbinden darfst. Als Wurzel. Nicht als Kette.
Unsere Vergangenheit ist nicht nur ein Rückspiegel, in dem wir betrachten, was war. Sie ist ein lebendiges Feld aus Erfahrungen, Emotionen und Prägungen, das uns bis heute begleitet. Wer sich selbst wirklich finden will, muss durch dieses Feld hindurchgehen – nicht, um darin zu verweilen, sondern um das eigene Wesen darin zu erkennen. Die Vergangenheit ist kein Gefängnis. Aber sie ist auch nicht bedeutungslos. Sie ist ein Resonanzraum, der uns zeigt, was in uns noch unerlöst ist, was uns geformt hat und was wir längst ablegen dürfen.
Die Vergangenheit anerkennen, ohne sich zu verlieren
Viele Menschen versuchen, sich selbst zu finden, indem sie die Vergangenheit ablehnen oder ausblenden. Doch was wir nicht ansehen, steuert uns aus dem Schatten. Wahre Selbstfindung beginnt dort, wo wir bereit sind, unsere Geschichte liebevoll zu betrachten. Nicht mit Anklage, sondern mit Mitgefühl. Nicht, um ewig im Schmerz zu bleiben, sondern um das Kind, das wir einmal waren, an die Hand zu nehmen und mitzunehmen in ein neues Leben.
Wie oft suchen wir im Heute Antworten auf Fragen, die in unserer Kindheit entstanden sind? Wie oft projizieren wir alte Wunden in neue Beziehungen? Wenn wir das erkennen, können wir beginnen, nicht nur das Verhalten anderer zu hinterfragen, sondern unseren eigenen Ursprung.
Ich glaube, eine der unsichtbarsten Brillen, die ich lange getragen habe, war die Überzeugung: „Wenn ich ganz ich selbst bin, werde ich verlassen.“ Diese Brille stammt aus Erfahrungen, in denen meine Tiefe, mein Fühlen, meine Wahrheiten – nicht willkommen waren. Nicht, weil sie falsch waren, sondern weil sie zu viel waren für die Welt, die mich damals umgeben hat. Ich habe gelernt, mich anzupassen, leise zu sein, zu retten, zu halten. Nicht aus Kalkül – sondern aus Liebe. Und aus Angst. Diese Brille hat mich Dinge tun lassen, die sich nach Stärke anfühlten – aber eigentlich Selbstverleugnung waren. Ich war da für alle. Aber selten wirklich für mich. Heute sehe ich sie – diese Brille. Und ich nehme sie öfter ab. Nicht immer. Aber immer bewusster. Denn ich weiß: Ich bin nicht zu viel. Ich war nur zu echt für ein System, das sich vor Wahrheit fürchtet.
Vom Opfer zum Schöpfer werden

Nicht laut. Nicht dramatisch. Nur ehrlich. Ich bin nicht hier, um dich zu verändern. Ich bin hier, um dich zurück zu dir zu führen. Wenn du fühlst, dass es Zeit ist – dann komm hierher: Wer ist Maik Thomas
Sich selbst zu finden bedeutet auch, sich aus alten Rollen zu lösen. Die Vergangenheit hat uns geprägt, ja. Aber sie definiert uns nicht. Es gibt einen Unterschied zwischen Erinnerung und Identifikation. Viele Menschen verwechseln beides und bleiben so gebunden an Geschichten, die längst vorbei sind.
Wenn du authentisch sein willst, musst du deine Geschichte ehren – und gleichzeitig den Mut haben, dich nicht mehr durch sie zu definieren. Du bist nicht das verletzte Kind, nicht die betrogene Partnerin, nicht der abgelehnte Sohn. Du bist das Bewusstsein, das all diese Erfahrungen gemacht hat. Und das jetzt frei ist, eine neue Geschichte zu schreiben.
Ich war lange der, der andere gehalten hat. Der verstanden hat. Der tiefer gefühlt hat als alle um ihn herum. Und daraus ist eine Rolle entstanden, die ich lange nicht als Rolle erkannt habe: der stille Retter. Ich war der, der sieht, wo andere nicht hinsehen wollen. Der sich selbst zurücknimmt, damit andere nicht erschrecken. Der bereit ist, mehr zu tragen, als ihm eigentlich gehört. Diese Rolle war meine Schutzschicht und meine Identität zugleich. Sie hat mir Tiefe gegeben – aber auch Bindungen geschaffen, die nicht auf Augenhöhe waren. Ich dachte, ich hätte sie längst abgelegt. Aber manchmal merke ich: Ich spüre noch den Reflex, zu helfen, selbst wenn mich niemand wirklich ruft. Und genau da liegt die Wende: Heute frage ich nicht mehr, wo ich gebraucht werde. Ich frage: Wo werde ich erkannt? Wo darf ich einfach sein? Ich bin nicht mehr der Retter. Ich bin Schöpfer. Nicht aus Arroganz, sondern aus Klarheit. Ich gestalte mein Leben – nicht mehr um gehört zu werden, sondern weil ich endlich höre. Mich.
Alte Muster als Wegweiser nutzen
Unsere Vergangenheit zeigt sich oft in Mustern. In wiederkehrenden Konflikten, Gedanken oder Entscheidungen. Diese Muster sind keine Strafe – sie sind Hinweise. Sie zeigen uns, wo wir noch unbewusst reagieren statt bewusst zu wählen. Wenn du achtsam hinschaust, wirst du feststellen: Die Vergangenheit wiederholt sich nicht. Aber du wiederholst dich. Bis du dich erkennst.
Selbstfindung bedeutet, diese Wiederholungen nicht mehr als Versagen zu werten, sondern als Chance zur Veränderung. Es ist kein Zeichen von Schwäche, alte Muster zu sehen – sondern von Klarheit. Denn nur was du erkennst, kannst du wandeln.
Manchmal ertappe ich mich dabei, noch immer in einer Rolle zu stehen, die ich längst verlassen wollte – die Rolle des Übersehenden. Der, der viel trägt, viel sieht, viel gibt – aber nicht wirklich gemeint ist. Nicht, weil es heute noch so ist, sondern weil mein System gelernt hat: Du wirst erst gesehen, wenn du funktionierst. Ich habe diese Rolle so lange getragen, dass sie sich wie meine Haut angefühlt hat. Ich war der Fels, der Zuhörer, der Starke, der Umsetzer. Aber gleichzeitig oft der, der keinen echten Raum bekam für seine eigene Zerbrechlichkeit, seine eigenen Bedürfnisse. Das Absurde: Ich bin längst frei davon. Ich weiß, wer ich bin. Ich stehe. Ich bin längst in meiner Schöpferkraft angekommen. Und trotzdem ist da manchmal noch diese alte Programmierung – ein innerer Reflex, der mich bremsen will, bevor ich zu klar, zu direkt, zu wahrhaftig werde. Heute erkenne ich das. Ich nehme die alte Rolle wahr, aber ich glaube ihr nicht mehr. Und genau darin liegt meine neue Freiheit: Ich bin nicht mehr der, der hofft gesehen zu werden. Ich bin der, der sich selbst längst sieht.
Vergebung als Brücke zu dir selbst
Ein großer Teil der Selbstfindung ist Vergebung. Nicht, weil die Vergangenheit es verdient. Sondern weil du es verdienst, frei zu sein. Solange du gegen das Alte kämpfst, bist du gebunden. Vergebung bedeutet nicht, dass etwas „okay“ war. Es bedeutet, dass du dich nicht mehr davon definieren lässt. Dass du bereit bist, deinen inneren Frieden über das Recht zu stellen, verletzt zu bleiben.
Vergebung ist ein Akt von Souveränität. Es ist die Entscheidung, dich nicht länger in der Geschichte zu verlieren, sondern dein eigenes Kapitel zu schreiben. Mit jedem Schritt in die Vergebung nimmst du ein Stück deiner Kraft zurück.
Ich darf mir selbst vergeben. Nicht für einen Fehler. Sondern für all die Jahre, in denen ich mich verstellt habe, um geliebt zu werden. Ich darf mir vergeben, dass ich mich angepasst habe, geschwiegen, klein gemacht, mich in Systeme, Beziehungen, Rollen gezwängt habe, die nicht meiner Wahrheit entsprachen – einfach nur, weil ich dazugehören wollte. Ich darf mir vergeben, dass ich geglaubt habe, ich müsse mehr sein, damit andere überhaupt bleiben. Und ich darf auch denen vergeben, die mich nicht erkannt haben, nicht gesehen, nicht gespürt – weil ich heute weiß: Sie konnten mich nicht erkennen, weil sie sich selbst nicht sehen konnten. Vergebung ist kein Akt der Schwäche. Sondern eine radikale Rückkehr zu mir. Nicht für sie – für mich. Denn solange ich innerlich mit altem Schmerz ringe, bin ich nicht frei, mein neues Kapitel zu schreiben. Vergebung ist nicht Vergessen. Es ist das Ende der Wiederholung. Und der Anfang von echter Selbstverbindung.
Die Vergangenheit als Wurzel deiner Wahrheit
Unsere Vergangenheit ist kein Makel. Sie ist unsere Wurzel. Und jede Wunde, die wir dort versorgen, macht uns nicht schwächer, sondern weiser. Wer sich selbst wirklich finden will, darf aufhören, das Gestern zu fürchten. Denn dort liegt der Anfang von allem. Und manchmal liegt genau in der tiefsten Dunkelheit der Schlüssel zu unserem inneren Licht.
Ich habe erkannt, dass ich oft schon früh gespürt habe, was mir nicht guttut – aber trotzdem geblieben bin. Aus Hoffnung. Aus Loyalität. Aus Angst, egoistisch zu wirken. Meine Vergangenheit zeigt mir, dass ich gelernt habe, mich anzupassen, statt für mich einzustehen. Und dass ich dabei einen Teil von mir immer wieder zurückgestellt habe: meine Klarheit, meine Bedürfnisse, mein inneres Ja oder Nein. Die Wahrheit, die ich erkannt habe, ist simpel, aber tief: Ich wusste oft, was richtig gewesen wäre – ich habe nur nicht auf mich gehört. Heute kann ich das sehen. Nicht mit Scham, sondern mit Verständnis. Denn jeder dieser Momente hat mich näher zu mir geführt. Die Vergangenheit ist nicht das, was mich begrenzt – sie ist das, woran ich mich heute rückverbinden kann. Als Wurzel. Nicht als Kette.
Fazit: Die Vergangenheit umarmen, um dich selbst zu befreien
Wenn du dich selbst finden willst, dann geh zurück – nicht um zu bleiben, sondern um dich abzuholen. Die Vergangenheit ist nicht dein Gefängnis, sondern der Ort, an dem du lernen kannst, dich zu verstehen. Jedes alte Muster, jede wiederkehrende Rolle, jede nicht gesprochene Wahrheit war ein Puzzlestück auf dem Weg zu dir selbst. Und manchmal braucht es genau diese Rückschau, um das zu erkennen.
Du darfst dir vergeben – für all die Momente, in denen du dich selbst vergessen hast. Du darfst andere loslassen – nicht, weil sie es verdient haben, sondern weil du dein Herz nicht länger im Schmerz halten willst. Du darfst erkennen, dass du heute nicht mehr das Kind bist, das um Anerkennung kämpft. Du bist heute der Mensch, der sich selbst anerkennen kann – mit allem, was war, und allem, was jetzt neu entstehen darf.
Gehe weiter – mit dem Wissen, dass deine Vergangenheit dich nicht zurückhält, sondern trägt. Dass sie nicht das Ende, sondern der Anfang deiner Wahrhaftigkeit ist. Und dass du ab heute dein Leben nicht mehr aus dem alten Schmerz heraus erklären musst, sondern aus deinem inneren Licht heraus gestalten darfst. Frei. Wahr. Und ganz bei dir.